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Ohne Komplexe

Frankreich hat im ersten Halbjahr die Ratspräsidentschaft der Europäischen Union inne.

Der französische Präsident hat den Wunsch geäußert, diese Phase zu einem Schlüsselereignis seiner Amtszeit zu machen, die so enden soll, wie sie begonnen hat: unter der Ägide Europas.

Dies ist umso löblicher, da die französische Meinung zum Thema der europäischen Integration gelinde gesagt eruptiv ist.

Acht Präsidenten der Fünften Republik und 15 Legislaturperioden seit 1958 haben jedoch alle das europäische Engagement Frankreichs, eines Gründungsmitgliedes dieses kontinentalen Projekts, bestätigt.

Obwohl das europäische Projekt vom französischen Volk, das viel europäischer ist als seine politischen Vertreter, akzeptiert und unterstützt wird, machen die Politiker Europa  immer wieder zum Sündenbock für die Ohnmacht der politischen Klasse.

Die Politiker werfen Europa Dinge vor, die sie der EU ebenso verbieten: die Attribute der Macht, die Schnelligkeit und die Reaktionsfähigkeit, die sie selbst ständig behindern; Sie stellen das von ihnen geschaffene Recht in Frage, das die Bürger vor ihren Fehlern schützt; Sie fühlen sich unwohl mit einer Konstruktion, die für die Zukunft gedacht ist und nicht auf die Vergangenheit fixiert ist. 

Vielleicht wäre es an der Zeit, angesichts der offensichtlichen Tatsache, dass Europa seit 70 Jahren besteht, etwas zu verändern. Europa wird jeden Tag stärker und entwickelt sich immer weiter. Das geht so weit, dass unsere Staaten nicht mehr ohne die EU auskommen können, bereits um nur ihren Verpflichtungen gegenüber ihren Bürgern nachzukommen.

Es ist an der Zeit, die Franzosen aufzufordern, Europäer ohne Komplexe zu sein!

Dies tue ich, indem ich mich in einem kurzen, in Ton und Inhalt sehr freien, Buch an Sie wende.

Wenn man auf die internationale Bühne blickt, entdeckt man Gegner und Rivalen, die sehr wohl wissen, wie viel Gewicht Europa hat. Einige, wie z. B. Russland, setzen den Großteil ihrer bescheidenen Kräfte dafür ein, Europa zu schwächen und zu spalten, da seine Vereinigung für sie eine schlechte Nachricht ist. Da durch die Vereinigung der EU die Misserfolge und die Armut der EU-Gegner ans Tageslicht befördert werden.

Aber die Rivalen sind nicht zimperlich!

Das vereinte Europa verstört und regt nach außen hin oft zum Träumen an, während es im Inneren Zweifel aufkommen lässt.

Sicherlich ist die Union Europas noch lange nicht vollendet.

Europa befindet sich immer und kontinuierlich im Aufbau, in einem eigenen, stetig voranschreitendem Tempo. Es muss noch viel getan werden, und ich bringe einige konkrete Ideen für eine bessere Steuerung der gemeinsamen Institutionen vor.

Frankreich darf nicht der traurige Clown Europas sein, sondern muss der Ideeninitiator bleiben, der Europa vorantreibt. Das Land wird dies im Laufe dieses Halbjahres erneut unter Beweis stellen.

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