fr en de
portrait

Europa verliert einen großen Franzosen

Valéry Giscard d'Estaing

Valéry Giscard d'Estaing, Präsident der Französischen Republik von 1974 bis 1981, ist verstorben.

Dieser Staatsmann mit außergewöhnlichen Qualitäten war das Symbol eines Zeitraumes in der Geschichte, in dem sich Frankreich rasch modernisierte. Seine Reformen betrafen alle Aspekte der Gesellschaft: die Stellung der Frau, die Moral, die öffentlichen und individuellen Freiheiten, die Wirtschaft und die Industrie. Als Förderer einer friedlichen Demokratie im Land der Gallier führte er die französische Wirtschaft in vorbildlicher Weise. Trotz der Krisen war Frankreich zu seiner Zeit ein Vorbild für gutes Management und Kreativität.

Er war ein Europäer von Herzen und mit Verstand, der in seiner Jugend unter den Wirren des Zweiten Weltkriegs gelitten hatte. Jedoch hörte er nie auf, sich neue Fortschritte in diesem großen kontinentalen Projekt vorzustellen und füllte somit die traditionelle Rolle Frankreichs aus. Einige seiner Errungenschaften waren die Schaffung von Wahlen zum Europäischen Parlament in allgemeiner Direktwahl, die Etablierung des Europäischen Rates und die Erarbeitung der Grundlagen des monetären Europas. Er leitete den Konvent für Europa, der ohne die Kurzsichtigkeit der Mitgliedstaaten dem Kontinent eine echte Verfassung gegeben hätte.

Er unternahm dies zusammen mit Deutschland und ließ eine große Intimität und Nähe zu, die in der Freundschaft zu Helmut Schmidt zum Ausdruck kam, der wie Giscard d'Estaing als Finanzminister tätig war. Ebenfalls hatten er und der spätere Bundeskanzler ähnliche Charakterzüge. Durch diese beiden Staatsmänner unterhielten die beiden Länder einen ständigen Dialog zwischen Gleichberechtigten, der die europäische Sache voranbrachte.

Schließlich trug er als Europäer dazu bei, das Weltgeschehen stärker zu kontrollieren und zivilisierter zu gestalten. Wir verdanken ihm insbesondere die G5 und die Charta von Helsinki, die im Osten die Saat der Menschenrechte säte, das einzige Mittel, das in der Lage ist, den Totalitarismus zu besiegen. Außerdem wandte er sich auch mit anhaltender Aufmerksamkeit, dem afrikanischen Kontinent und den Entwicklungsländern zu.

Dieser große französische Liberale ehrte Europa, das ihn vermissen wird.


Debatte mit Valéry Giscard d'Estaing

signature