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Den Virus bezwingen

Für internationale Zusammenarbeit und Solidarität

 Die eigenmächtige Entscheidung des amerikanischen Präsidenten, die anderen in Europa nachfolgt, zeigt, dass der größte Schaden, den ein Virus anrichten kann, im mentalen Bereich zu finden ist .

Es ist absurd zu glauben, dass die Schließung der Grenzen die Pandemie eindämmen wird; die Liste der Ausnahmen von dieser Entscheidung, die allein die Staaten des Schengen-Raums betrifft, zeigt zudem den politischen Charakter dieser Entscheidung.

Die Befürworter von Grenzen irren sich im Jahrhundert und in der Welt; am schwerwiegendsten ist jedoch, dass sie systematisch die Idee der internationalen Zusammenarbeit zerstören, das  einzige Mittel, das wirklich in der Lage ist, dieser Epidemie ein Ende zu setzen.

Der Rückgang des Kooperationsgeistes ist in Europa zuerst sichtbar. Wieder einmal haben die Mitgliedsstaaten ihre nationalen Wähler und Gebräuche der europäischen Dimension vorgezogen, welche eine wirkliche Solidarität hätte erleben müssen. Dies war für Italien, das als erstes betroffen war, von entscheidender Bedeutung. Dies wird bald auch für alle anderen der Fall sein. Dies gilt ebenso für die USA. Wer glaubt noch, dass Covid-19 auf einem einzigen Kontinent besiegt wird?

Internationale Zusammenarbeit ist im Gesundheitsbereich unerlässlich, um ein Übel zu überwinden, das das globale Dorf heimsucht. Die Harmonisierung der Eindämmungsmaßnahmen, die Bündelung der Forschungsanstrengungen, der freie Austausch von Ergebnissen, der Erfahrungsaustausch und die ständige Abstimmung sind für die endgültige Ausrottung des Virus von wesentlicher Bedeutung. Solange es irgendwo zirkuliert, ist kein Staat vor Kontamination sicher.

In wirtschaftlicher Hinsicht ist eine globale Zusammenarbeit vielleicht sogar noch notwendiger.

Die Europäer hätten mit gutem Beispiel vorangehen können, statt voreilige nationale Maßnahmen zu ergreifen, die der Herausforderung ohnehin nicht gewachsen sind. Es besteht kein Zweifel, dass alle Mitgliedsstaaten betroffen sind. Sie müssen daher gemeinsam auf die drohende wirtschaftliche Katastrophe reagieren, den Waren- und Personenverkehr nicht bis zum Infarkt einschränken und außergewöhnliche und bedeutende Haushaltsmittel freisetzen, damit die europäische Wirtschaft dieses enorme, jedoch nur vorübergehende Hindernis, überwinden kann.

Die amerikanische Haltung verschlimmert die Krise jedoch noch weiter. Es handelt sich in erster Linie um eine Börsenkrise, die morgen wirtschaftlich und sozial sein wird, wahrscheinlich in einem in diesem Jahrhundert noch nie dagewesenen Ausmaß. Statt sich gegenseitig abzusprechen, schotten sich die Staaten ab, statt sich den Herausforderungen für die Menschheit zu stellen, schrumpfen sie sich zur Mittelmäßigkeit. Der US-Präsident hat angekündigt, dass der US-Wirtschaft 50 Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt werden, um mehr als 200 Milliarden Dollar an Liquidität zu mobilisieren. Aber dies wird nicht ausreichen, wenn die europäische Wirtschaft nicht über die gleichen Mittel verfügt und die asiatischen Volkswirtschaften nicht auf diese Impulse reagieren. Ungeordnete Reaktionen sind im besten Fall unwirksam und im schlimmsten Fall unangemessen und können die Situation sogar verschlimmern.

Das Coronavirus wird vielleicht überzeugender sein als alle Plädoyers für Multilateralismus, Kooperation und Offenheit! Aber zu welchem Preis!
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