fr en de
portrait

Europa: Ist eine Renaissance möglich?

Es wäre traurig, wenn die Vorschläge für die Weiterentwicklung der Europäischen Union, die die europäischen Staats- und Regierungschefs, auf Initiative von Emmanuel Macron, auszutauschen beginnen, nur von der etwas zynischen Skepsis begrüßt werden, die den nationalen politischen Kreisen und den Kommentatoren vertraut ist. 

Wenn man diese Beiträge hört, fragt man sich, ob eine solche Gesellschaft zur Renaissance fähig ist!

Denn es geht nicht darum, an Hand des täglichen Lebens und der Diplomatie den Grad der Vollendung eines Programms oder die Anzahl der Anhänger eines bestimmten Konzepts zu messen, sondern um dieses Streben nach Bedeutung, das die Europäer und die Bürger aller großen Demokratien erfasst hat. Es geht in der Tat darum, die langfristigen Ziele zu diskutieren, die sich Europa selbst setzen will. Wird man am Ende dieses Jahrhunderts unter den drei größten Mächten der Welt bleiben wollen? Welche Botschaft will man in dieser sich wandelnden Welt vermitteln, die der Freiheit, die der Demokratie oder die der Solidarität? Und wie weit ist man bereit, zu gehen, um diese Dinge zu verteidigen und zu fördern?

Bei allem anderen geht es um die Mittel, und nicht um den Zweck!

Mit der Entscheidung, die europäischen Bürger direkt anzusprechen, hebt der französische Präsident die Debatte auf ein herausforderndes Niveau. Zu Macron gesellen sich einige weitere Mitstreiter, die Nachfolgerin von Angela Merkel als Vorsitzende der CDU, eine Reihe von Intellektuellen, sowie wirtschaftliche und soziale Akteure.

Also, ja! Die europäische Renaissance ist möglich, aber unter bestimmten Bedingungen.

Wir müssen zusammen akzeptieren, über welche Ziele zu sprechen ist, die uns ein gemeinsames Anliegen sind, bevor wir darüber diskutieren, wie wir sie erreichen können; das Gegenteil von dem, was wir heute praktizieren. Wir müssen ein für allemal bedenken, dass wir nicht bei Null anfangen, sondern bereits mit einem Gerüst starten, das ein großer und beispielloser Erfolg ist. Ohne die Europäische Union wären unsere Länder, nach 1945 aus der Geschichte verschwunden. Was wir erreicht haben, war damals unwahrscheinlich; und es ist nicht nur Frieden und Stabilität, es ist Wohlstand, Schutz und Solidarität.

Von einem Erfolg aus zu starten, ist nicht dasselbe wie nach einem Misserfolg zurückzuschlagen!

Wenn die Eliten unserer europäischen Nationen bereit sind, sich davon zu überzeugen und damit aufhören die erfolgreiche gemeinsame Arbeit durch den schlimmsten Spott und durch ungerechte Aussagen zu schädigen, dann haben sie die Chance, die Gunst der Bürger zurückzugewinnen und mit ihnen klare, positive, konkrete und wahrscheinlich spannende Ziele für die Zukunft dieses Kontinents, der ein Schlaraffenland ist, zu entwickeln!
signature