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20 Jahre deutsche Einheit: ein Erfolg

Am 3. Oktober 1990, vor 20 Jahren, trat der Vertrag in Kraft, der die beiden Teile Deutschlands wiedervereinigte. Die deutsche Einheit ist als außergewöhnliches Ereignis in die Menschheitsgeschichte eingegangen, das man im Rückblick besser ermessen kann.

Niemand konnte sich wirklich vorstellen, dass die deutsche Einheit auf friedliche Weise erreicht würde. Sie wurde mit viel Verstand in einem europäischen Rahmen herbeigeführt, der es ermöglicht hat, viele schwierige Hindernisse zu überwinden. Diplomatisch und politisch war dies ein bemerkenswerter Erfolg, der den damaligen Akteuren und dem europäischen Geist zuzuschreiben  ist.

Die unglaubliche Anstrengung, die von den Deutschen gefordert wurde, ist jedoch weniger bekannt. Mehr als 1400 Milliarden Euro und davon 67% Sozialleistungen wurden seit 1991 von Westdeutschland in die neuen Länder überwiesen. Dies stellt die Hälfte des deutschen Bruttoinlandsprodukts eines Jahres und fast 75 Milliarden Euro pro Jahr dar. Über einen sehr teuren Ausgleich zwischen den Regionen des Westens und der neuen Bundesländer und mit einer besonderen Abgabe, die 5,5% der Einkommenssteuer bzw. Körperschaftssteuer beträgt, deren Rate zwischenzeitlich sogar auf 7,5% angestiegen ist und die bis 2019 in Kraft bleibt, hat die Bundesrepublik Deutschland eine wahrhaftige Meisterleistung vollbracht.

Natürlich bleibt noch Einiges zu tun. Die Arbeitslosenquote im Osten beträgt mit 11,5% das Doppelte der Quote im Westen (6,5%), die Reindustrialisierung gestaltet sich schwierig, die Regionen des Ostens haben eine Million Einwohner verloren und manche psychologischen „Mauern“ bleiben, da 40 Jahre Diktatur nicht in kurzer Zeit ausgelöscht werden können. 

Aber der Anstieg der Lebenserwartung zwischen 1991 und 2009 um durchschnittlich 6 Jahre, die Erhöhung des Einkommens der ostdeutschen Haushalte von 56% auf 75% des Westniveaus, die Angleichung des Konsums der 16 Millionen Ostdeutschen an den Konsum ihrer Landsleute, die Vergabe höherer Altersrenten und ein ostdeutsches Bundesland, das im Verhältnis zur Einwohnerzahl die wichtigste Urlaubsregion in Deutschland geworden ist (Mecklenburg-Vorpommern), der Anstieg der Wertschöpfung Ostdeutschlands auf 51 Mrd. Euro pro Jahr, also 3,6 mal so viel wie im Jahre 1991… all dies war unvorstellbar für diejenigen, die in Ostdeutschland lebten. Es wird geschätzt, dass die sechs neuen Länder (inklusive Ostberlin) ihren Rückstand auf die elf alten Bundesländer (inklusive Westberlin) im Jahre 2019 aufgeholt haben.

Dreißig Jahre mit vielen Anstrengungen wird es dann gedauert haben, um den totalitären Kommunismus zu beseitigen. Diejenigen, die noch eine „Ostalgie“ pflegen, erhalten mit diesen Zahlen eine klare Antwort. Die Zahlen geben eine Vorstellung von den Kosten des bevorstehenden Zusammenbruchs des totalitären Regimes Nordkoreas für die 24 Millionen Einwohner des Landes.

Sie zeigen das Bild eines Deutschlands, das von mutigen Politikern regiert wird, die große Risiken eingingen und zu diesen standen, als sie sich teurer als erwartet herausgestellt hatten. Und sie zeigen das Beispiel von solidarischen Deutschen, die - obwohl sie sich manchmal beschwerten - die Kosten der Wiedervereinigung nicht aufgerechnet haben.

Ein europäisches, pazifisches und mächtiges Deutschland ist auf die internationale Bühne zurückgekehrt, auf welcher es eine positive Rolle spielt. Auf der historischen Ebene, die wir viel zu oft vergessen, ist Deutschland ein wahrhaft erfolgreiches Vorbild. Diesen Erfolg verdankt man v. a. den Deutschen, das europäische Aufbauwerk hat dabei aber auch eine Rolle gespielt.
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