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Die Kultur ist ein wichtiges Thema.

Die Europäer sind stolz auf ihre vielen Kulturen.


Sie sind Teil ihres Lebens, vom Kindesalter an, und dann, in ihrem  weiteren gesellschaftlichen Leben, begleiten sie sie jeden Tag. Es handelt sich um eine Lebensweise, die keine andere ausschließt, sondern in ihrer Vielfalt eine gemeinsame Identität bildet, die auf allen Kontinenten wiedererkennbar ist.


Es geht nicht darum, die vielfältigen Beiträge anderer Nationen zu negieren, die alle ihre spezifischen Eigenheiten haben, sondern nur darum, festzustellen, dass sich auf unserem Kontinent, aus der Anhäufung jahrtausendealter künstlerischer Schöpfungen, eine einzigartige Tradition und Verbundenheit entwickelt hat.


Vom Nordkap bis zum Mittelmeer wird diese Lebensweise, die das Markenzeichen Europas ist, geteilt.


Die Stadtpläne zeugen davon: Im Herzen der Gesellschaft befindet sich immer ein Ort, der der Kunst gewidmet ist. Diese vibriert in jedem Europäer wie ein unverzichtbares Lebensmittel. Seit Jahrhunderten verzaubern Musiker, fesseln Schriftsteller, träumen Dichter und erleuchten Philosophen. Künstler nehmen, manchmal erst nach ihrem Ableben, einen besonderen Platz ein, eine oft unbewusste Verbeugung vor einer individuellen und kollektiven Suche nach einem anderen Ort, der die Zeit überwindet und über den Augenblick hinausgeht.


Ohne Konkurrenz für die Religionen, zu deren Aufgaben auch die Kunst gehört, hat sie den europäischen Raum erobert und oftmals über die Grenzen hinaus gewirkt und nach Universalität gestrebt.


Das unterscheidet uns von vielen Kontinenten, die mal den finanziellen Erfolg, mal die rohe Gewalt oder sogar die Trägheit ferner Inseln verherrlichen.


Angesichts der Neugestaltung der Machtverhältnisse auf der Welt könnte man dies als Schwäche ansehen. Und viele sind der Meinung, dass unser Europa von den Mächtigen wie ein Spielball hin und her geworfen wird, bevor sie sich überhaupt nach deren tatsächlichen Erfolgen fragen.


Natürlich kann diese Spezialität die Europäer nicht davon befreien, sich darauf vorzubereiten, es zu verteidigen oder zumindest den Willen dazu zu zeigen, ganz im Gegenteil! Wurde ein „Kulturkrieg“ erklärt?


Sich der europäischen Identität im Sog des immerwährenden Wandels bewusst zu werden, ist bereits eine Stärke, die viele gemeinsame Aktionen begründen kann.


Die Europäer sind auf ihre Unterschiede fixiert und sehen nicht immer, was sie im Weltmaßstab vereint. Es ist eine Kultur, die an einer Geschichte hängt, die sie in die Arme des Rechts, der Demokratie und der Achtung des Menschen treibt.


Doch im großen Kampf um die Neugestaltung der Welt bleibt die Attraktivität ihres Modells ihr größter Trumpf und die Grundlage ihrer Macht.


Und natürlich ist es die Kultur, um die es letztlich im Wesentlichen geht.

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