fr en de
portrait

Europa ist stärker, als es glaubt

 Man braucht nur an China zu denken und versteht sofort, was die Begriffe "demographischer Übergang" und "nachholende Modernisierung" bedeuten - eine immense Herausforderung für die Welt nämlich.

Im Angesicht dieser Herausforderungen hat Europa mehr zu bieten, als es glaubt.

Wenn sich Europa, wie derzeit, mit neuen Instrumenten im Kampf gegen Dumping im Handel ausstattet, dann überzeugt es durch Einheit und verpflichtet Andere darauf, wenigstens ein Minimum an Regeln einzuhalten.


Wenn Europa sich weigert, sich zum Vasallen einer "neuen Seidenstraße" machen zu lassen, für die die gesamte Weltwirtschaft dem chinesischen Kommunismus Tribut zollen soll, dann stellt es eine Kraft unter Beweis, die wenige Länder in der Welt aufzubringen imstande sind.

Wenn Europa ein Handelsabkommen mit einem Land wie Japan abschließt, das sich mit Sicherheit nichts aufdrängen lässt, dann zeigt es seine Attraktivität.

Wenn Europa das Vereinigte Königreich auf einen Brexit nach seinen Bedingungen verpflichtet und auf den Pfad jenes Pragmatismus zurückführt, den es an populistische Ideologen verloren hatte, dann demonstriert es die Macht eines stillen Riesen.

Im Angesicht der Nationalismen, der Mode des "Illiberalen", der Attraktivität des Autoritären, tut Europa gut daran, strategische Reflexion vor alte nationale Reflexe und die lange Sicht vor kurzfristigen Gewinn zu stellen. Das klappt allerdings nur, falls Europa sich selbst als eine Macht versteht.

Wenn Europa die Mittel seiner Strategie und seines Handel(n)s überdenkt, hat es deshalb unnachgiebig zu sein in Bezug auf seine Werte und Interessen. Ohne jede Naivität muss Europa seine Politik überdenken. Denn wir wissen bereits, dass der totalitäre Kommunismus in Dollar und Euro löslich ist, dass er zum Überleben fähig ist unter Rückgriff auf den Wirtschaftsliberalismus vergangener Tage und eine gestrige Freihandelsdoktrin. Nach außen erteilt er Lektionen, nach innen hält er die Tyrannei aufrecht.

Mit China handeln heißt, nicht nur ein paar zusätzliche Markenhandtaschen oder Autos verkaufen zu wollen, sondern eben auch zu zeigen, dass ein Regime im Unrecht ist, das behauptet, dass die Menschenrechte nicht universell und der Rechtsstaat eine westliche Erfindung sei, dass Prosperität vor Freiheit gehe und dass es schon zur Gesellschaft reiche, wenn man eine Bevölkerung ernährt und sie wie bei Big Brother bis ins letzte Detail überwacht.

Lassen Sie uns niemals vergessen, unsere langfristigen Interessen zu verteidigen und zu befördern. Im Angesicht des zynischsten Merkantilismus aller Zeiten, garantieren alleine sie Recht, Demokratie und den Respekt vor dem Einzelnen. Erst aus ihnen ergibt sich der ganze Rest, unser wirtschaftliches Überleben wie unsere politische Zukunft.

Die Europäische Union besitzt die Größe, auf diese Weise zu handeln. Nun muss sie zeigen, ob sie dazu auch den Willen aufbringt.


signature